Sonntag, 2. April 2006

Man kann gar nicht so viel essen, wie man den Leuten abkaufen möchte

Geschrieben am 3. September 2005 in Lima (Peru):

Nach ueber 35 Stunden Anreise von Henstedt-Rhen nach Lima-Miraflores begann mein Lateinamerika-Aufenthalt zunaechst mit einer gehoerigen Muetze Schlaf, die sich Dank der Ankunft um 23.45 Uhr Ortszeit sofort in die hiesigen, zeitlichen Gepflogenheiten einpasste. Im Anschluss und nach einem von unserer sehr netten Herbergsfamilie ueberraschend servierten Fruehstueck, konnte es endlich losgehen, hinein - in den Moloch! Der erste Stadtbummel in Miraflores (eines der nobelsten und sichersten Viertel!) schaffte uns total. Die Massen von Autos und Bussen verfuegen nasenscheinlich nicht ueber KAT und, dies nur nebenbei, einem deutschen TUEV-Beamten sei Lima nicht zu empfehlen. Florian brannten die Augen und ich bekam Kopfschmerzen, wann immer wir auf die Hauptstrasse trafen. Also flohen wir am Abend an den einzigen Ort, an dem sich unsere verweichlichten und geschundenen europaeischen Koerper noch aufhalten mochten: Das Einkaufszentrum Lacromar. Lacromar, das sind mehrere Terrassen mit Bars, Cafés und Luxusgeschaeften, die in die Steilkueste der Stadt gearbeitet sind. In einem chicen Bistro mit einem unvergesslichen Meerblick nahm ich einen Meeresfruechte-Salat, ein gegrilltes Gemuese-Sandwich und ein peruanische Bier der Marke "Pilsen" fuer 30 Soles (7,50Euro) zu mir.
Auf unserer heutigen Tour (Standard-Turiprogramm: Kathedrale, Kathakomben, Plaetze, Palaeste, Haeuser schauen) stellte ich folgende Rechnung auf: Fuer 30 Soles kann man in einem Strassenimbiss 9 Menus del Día essen (z.B. Innereiensuppe mit Nudeln, Gegrilltes Haehnchen mit Reis, Pommes und Salat, Ananas-Gruetze und Tee, riesige duchaus schmackhafte Portionen) oder von einem Karren 600 Mini-Bananen kaufen. Das Ueberangebot an lose, vornehmlich von Kindern und alten Leuten angebotenen Suessigkeiten, Nuessen, Fruechten und kleinen Dienstleistungen (Wiegen auf der Personenwaage oder Schuhe Putzen natuerlich) ist ueberwaeltigend. Ebensfalls ueberwaeltigend ist die Freundlichkeit mit der uns hier bislang alle Menschen begegnet sind! Dennoch verlassen wir morgen frueh um acht nicht ohne Freude Lima Richtung Ayacucho in den Anden. Auf dem Flug von Atlanta nach Peru unterhielt ich mich mit einer Limeña, die seit 15 Jahren in den USA arbeitet, und fragte sie unter anderem, was das denn schoenste in Lima sei. Die Antwort: "Nada!".