Donnerstag, 29. Juni 2006

Atmen - muss man machen... kann man aber nicht!

Geschrieben am 29. Juni 2006 in Santiago (Chile):

Dies ist der Cerro San Cristóbal, aufgenommen von der Plaza Italia, im Herzen Santiagos, an einem wolkenlosen (!) Morgen mit außergewöhnlicher Smoggbelastung:




Und dies ist Cerro San Cristóbal, aufgenommen von der Plaza Italia, im Herzen Santiagos, an einem wolkenlosen Morgen mit durchschnittlicher Smoggbelastung:


Auch das Gelbe in dem Einschnitt zwischen den Bäumen ist keine Wolke, sondern die Inkarnation der zweitdreckigsten Luft der Welt (nach der von Mexiko Stadt). Zur Plaza Italia laufe ich von meiner Wohnung aus keine fünf Minuten und mit der Zuverlässigkeit der telefonischen Zeitansage ereilt mich an der Plaza Italia stets der erste Hustenanfall. Ein Gedanke, den ich bei diesen Gelegenheiten mit Vorliebe verdränge ist der, dass ich, wenn ich dort drüben auf dem Hügel stehe und auf die Plaza Italia sehe, sich unter mir ja dieselbe gelbe Suppe ausbreitet... Und überhaupt muss der Smogg für alle Wehwehchen herhalten: der ewige Husten, die verklebten Atemwege, das sich nie lösende Sputum, die schlechte, brennende Haut, die andauernde Abgeschlagenheit, die täglichen Kopfschmerzen, die tägliche Müdigkeit, die Gliederschmerzen, die Beinbrüche, die Tennisarme und das gesamte Unglück dieser Welt!

Allerdings muss ich die Chilenen, auch wenn der Umweltschutz in diesem Land noch in den Kinderschuhen steckt, diesmal in den Schutz nehmen. Die Autos haben zwar nur in der Ausnahme einen Katalysator, dennoch produzieren fünf Millionen Santiaguinos sicherlich nicht so viel Dreck wie beispeilsweise 20 Millionen Buenairesensis. Und doch hat Buenos Aires (wie der Name schon sagt) kein erhebliches Smoggproblem. Santiago liegt unglücklicherweise, wie Mexiko Stadt auch, in einem Talkessel und außerdem ist die Landschaft an sich schon staubig und das Klima extrem trocken. Und wer hat Schuld an dem Ganzen? Ein spanischer Eroberer (natürlich!): Im 16. Jhd. fühlte sich Pedro de Valdivia an diesem Fleckchen Erde zwischen den Hügeln und den zwei Flüssen so sehr an seine Heimat in der Extremadura erinnert, dass er befand, dies sei der rechte Ort, um eine Siedlung zu gründen, soweit die Legende. In Wahrheit befand sich wohl ein Mapuchedorf in der Nähe und Santiago wurde als Bastion zur Eroberung des Landes gegründet. Der Smogg von heute könnte sicherlich verringert werden, wenn die Regierung dementsprechend handeln würde und die Industrie beispielsweise zum Einbau von Filtern verpflichten würde.

Doch auch ohne Frischluft habe ich meinen Spaß!